Veruda - Losinj - Dugi Otok
   
Reisebericht von Stefan Heinrichs (August 2006)

Vorwort In den letzten beiden Jahren hatten wir jeweils im Sommer in der Ostsee ein Motorboot gechartert. Dieses Jahr wollten wir es mal in Kroatien probieren und erhofften uns viel schöneres Wetter und viele neue Eindrücke. Wir sollten nicht enttäuscht werden.

Wir hatten ab Marina Veruda (Pula) eine Sessa C30 (Länge=9,50 m, 2 Diesel-Motoren à 168 kW) für 2 Wochen (12.-26.08.) gechartert und wollte eigentlich bis in die nördlichen Kornaten vorstoßen.

Freitag 11.08.: Anreise Wir sind mit dem Auto um 3 h ab Au am Rhein (bei Karlsruhe) losgefahren. Sind gut durchgekommen, keine wirklichen Grenzkontrollen, jedoch vor Pula elendig langer Stau und heftiger Regen. Das gebuchte Hotel war trotz der vielen Einbahnstraßen in Pulas Innenstadt mit etwas Geduld (ca. 16 h) zu finden. Abends noch kurz durch Pula gebummelt. Samstag 12.8.: Bootsübergabe In der Marina Veruda kann man bis zum Bootssteg vorfahren. Wir konnten das ordentlich gereinigte Boot um halb eins fertig in Empfang nehmen. Super, diesmal haben wir ein elektrisches WC und die Brille ist zum sitzen groß genug! Elke jammert, dass es kaum Stauflächen auf dem Schiff gäbe: Ich hätte meine Sachen besser in Klarsichttüten packen sollen. Am Abend haben wir mit einem Skipper noch 2 Stunden das Boots-Handling geübt. Wir haben erstmals ein Boot mit 2 Motoren und die Gashebel sind recht schwergängig, daher gelingen die Manöver noch nicht so gut. Der Skipper hat mit uns noch (für uns) kostenlos voll getankt, weil der Vormieter hierzu keine Zeit gefunden hatte. Sonntag 13.8.: Erste Experimente Zunächst war’s teilweise bewölkt und wir etwas unsicher, ob wir überhaupt fahren sollten. Mittags sagt der Vercharterer, dass die See nach Mali Lošinj schön ruhig sei, aber es würde später rauer. Unter Druck setzen wollen wir uns nicht lassen, also sind wir nur kurz raus in die Nachbarbucht (Soline) wo wir Anker werfen. Wir stellen fest, dass 2 Motoren genug Kraft entwickeln, einen eigentlich festhaltenden Anker wieder loszureißen; auch wenn die Ankerkette heftig vibrierend protestiert. An der Plattform achtern haben wir die Badeleiter gefunden und auch gleich ausprobiert: Das Wasser ist herrlich warm. Beim zurückfahren hat Elke unser Boot prima in die Box manövriert. Bei bester Stimmung waren wir im Marina-Restaurant italienisch essen.

Montag 14.08.

Der Tag der Katastrophen Wir fahren Richtung Mali Lošinj. Auf dem nicht ganz ruhigen offenen Meer sind 12 Knoten drin; bei mehr wird’s doch zu holprig. Elke wird etwas schlecht, wirft schnell 2 Tabletten gegen Seekrankheit ein – die Tabletten wirken! Weil die Sonne so fabelhaft scheint, laufen wir noch die Maraĉol-Bucht hinter Unije an. Erstmals probieren wir mit einer Ankerboje zurechtzukommen. Ich habe beim Schaukeln des Boots und der See Probleme das obere Bojenauge mit dem Bootshaken zu treffen. Ein barmherziger Segler mit Dingi erbarmt sich und hilft uns die Seile an die Boje zu bekommen (erst ein Führungsseil oben und dann das Halteseil unter der Boje). Bei diesem Manöver streift unser Heck den Bug eines dort liegenden Segelboots. Unser Heck bekommt links einen tiefen Kratzer. Das Segelboot gestikuliert, das bei ihm auch ein Schaden aufgetreten wäre. Ich lasse mich vom Kassierer zum Segelboot fahren: Der Winkel, der die Rolle führt, über die der Anker geholt wird, ist leicht verbogen, so dass die Rolle schwergängig geworden ist. Der Segler will 70 Euro. Eigentlich sollte es reichen mit einem Hammer kurz gegen den Winkel zu hauen und alles ist wieder in Ordnung. Ich biete aber immerhin 20 Euro. Der Segler droht mit Behörden und Hafenpolizei und tut so, also ob er auf seinem Handy bereits wählen würde. Ich biete 40 Euro. Er ziert sich noch etwas und ruft einen Freund zur Beratung auf kroatisch herbei: Der Handel ist ok: Er lädt mich noch zu einem Drink ein, aber ich will jetzt endlich zu Elke und das schöne Wetter auf unserem Schiff genießen. Der Segler meint zum Abschied, dass wir mit unserem Fahrstil in einer Marina Probleme bekämen. (Kann der Mann hellsehen?) Gegen 16 h legen wir ab und fahren nach Mali Lošinj. Dort kommen wir um 17 h an, aber sehen nirgendwo mehr einen freien Liegeplatz. Aus Verzweiflung fangen wir an, alle außen liegenden Boote zu fragen, ob wir ein Päckchen bilden können; immer wird abgelehnt. Als wir nach dem 10. Fragen (es war ein italienisches Schiff) abdrehen wollen, rammt unser rechtes Heck das italienische linke Heck. Aus unserm Heck ist ein Persenning-Knopf herausgebrochen. Das italienische Schiff jammert und gestikuliert wild, so dass wir erneut längsseits zu gehen versuchen, aber wir dürfen auf keinem Fall festmachen. Die Dame auf dem italienischen Schiff ruft nach ihrer Familie, die mit einem Dingi antuckert, sich aber nicht um uns kümmert; die merken sich nur unsere Schiffsbezeichnung. Ich sehe am italienischen Schiff auf die Entfernung jedenfalls keine Beschädigung; aber wenn bei uns ein Persenning-Knopf fehlt, werden die bestimmt auch einen Kratzer haben. Wir klappern weiter alle Päckchen-Möglichkeiten ab - negativ. Am ehesten hätten wir an Ausflugsschiffen festmachen können, aber dort lagen schon Segeljachten und Päckchenerweiterungen wurden nicht erlaubt. Schließlich haben wir ratfragend in der Marina angerufen. Wie wir auch sehen konnten, bestätigten die uns, dass die Marina voll wäre. Wir müssten in einer Bucht vor Anker gehen. Daher sind wir dann in die Artaturi-Bucht. Am Kai ist noch außen ein Platz frei, der aber wegen der Strömung schwer zu treffen ist (wir müssen mit eigenem Anker rückwärts an den Kai, da es keine Muring gibt). Auf dem Kai schauen alle Schiffsbesatzungen (alles Holländer) zu; leider kann ich unser Heckseil nicht weit genug werfen, damit man uns zum Kai ziehen könnte. Bei diesen Manövern treiben uns Strömung und Wind den anderen in der Bucht liegenden Schiffen bedenklich nahe, so dass unsere Nervosität minütlich steigt. Schließlich setzt sich einer vom Kai in sein Dingi und „rettet“ uns, indem er unsere Heckleine zum Kai fährt und uns von dort mit seien Freunden heranzieht. Nach dem Anlegen bemerken wir, das die 3 Holzplanken unseres Dingis gebrochen sind. Wir wissen nicht, wann dies im Laufe des Tages passiert sein sollte. Wahrscheinlich war das Dingi auf der Badeplattform einfach zu locker gesichert und hat bei der Überfahrt von Pula zu stark vibrieren können. Nach all der Aufregung sind wir fix und fertig und versprechen den Holländern Freibier. Nach dem Umziehen sind unsere Retter schon zu einem Restaurant aufgebrochen. Wir finden in der Bucht nur eine Schankstube, die Holländer bleiben verschwunden. Wir trinken eine Cola schauen kurz auf den romantischen Strand und fallen in die Kiste. Nachts blitzt und regnet es und das Boot liegt sehr unruhig. Ich habe manchmal Angst, dass es sich lösen könnte und schaue daher regelmäßig nach; Schlafen kann ich nach diesem aufregenden Tag kaum: Haben wir uns übernommen?

Dienstag 15.08.

Kräfte auffrischen in Mali Lošinj Um 8 h schmeißen wir unseren Vercharterer telefonisch aus dem Bett. Wegen der Italiener beruhigt er uns, er werde eine Schadensanzeige an die Versicherung schreiben. Zum Dingi weiß er noch keinen Rat, sichert aber einen Rückruf zu. Letztlich kann er sofort kein neues Dingi beistellen, also fahren wir um 11 h nach Mali Lošinj (vorher fragen wir sicherheitshalber per Handy nach, ob dort Platz ist). Die Rückfrage war überflüssig: Jetzt ist die Marina halb leer aber wir nehmen den erstbesten Platz ziemlich dicht hinter der Tankstelle. Links und rechts war frei, so war es auch egal, dass kein Mariniero helfen kam. Anschließend haben wir in brütender Mittagshitze einen Stadtrundgang gemacht. Die schönen Stadtkirchen waren jedoch alle geschlossen. Dann haben wir uns auf dem Schiff einen romantischen Abend gemacht, und allen Yachten verständnisvoll nachgeschaut, die ab 17:30 h völlig gefrostet wieder aus dem Hafen rausfuhren, weil sie keinen Liegeplatz mehr ergattern konnten.

Mittwoch 16.08.

Neues Dingi aus Pula holen Haben dem Vercharterer auf Band gesprochen, dass wir wegen des Dingis jetzt zurückkommen. Wir werden bereits erwartet. Der Techniker des Vercharteres ist „enttäuscht“: Ihm wurde gesagt, dass das Dingi vollständig kaputt seit; tatsächlich sind jedoch nur die 3 Bodenbretter auszutauschen. Also versucht er die Ersatzbretter zu organisieren. Wir nutzen den gerade aufziehenden Regen für ein spätes Mittagessen. Dann erfahren wir, dass die Sägerei schon geschlossen habe und neue Bretter erst morgen kämen. Aufgrund unserer Quengelei bekommen wir sofort ein Ersatz-Dingi, so dass wir morgen schön früh wieder rausfahren können. Sicherheitshalber tanken wir noch mal auf.

Donnerstag 17.08.

An der Boje vor Ilovik – Seil in der Schraube Sind morgens nach Ilovik haben aber zwischendurch noch mal in Mali Lošinj getankt. Wetter ist eigentlich diesig. Als wir vor Ilovik auftauchen wird’s endlich richtig schön sonnig. Nach dem Misserfolg in der Maraĉol-Bucht habe ich mir eine neue Strategie für das Bojen-Anlegen ausgedacht: Zunächst möchte ich die Boje mit einem Seil einfangen. Dies klappt auf Anhieb. Leider ist das Seil jedoch viel zu lang und wird von der Schraube angesaugt. Ich habe nicht gedacht, dass die Motoren so schnell ausgehen können… Ohne Motor zerren wir die Boje mit dem restlichen Fangseil nach achtern wo Elke dann ein Halteseil durch die oberen Ring ziehen kann. (Die Boje ist für einen Bootshaken viel zu schwer.) Elke tastet erfolglos unter der Boje nach einem Ring - also wird’s wohl keinen geben. So, damit hängen wir also an einer Boje. Nun muss ich meine neue Taucherbrille ausprobieren um mir am Heck die Bescherung genauer anzuschauen: Um beide Schrauben hat sich das Fangseil gewickelt; zwischen den Schrauben ist es extrem gespannt. In vielen kurzen Tauchgängen lockere ich das Seil und die Schrauben sind wieder frei, was von Elke mit einem Probeanlassen bestätigt wird. Leider lässt sich das Fangseil damit immer noch nicht vollständig einholen, weil es noch an der Boje klemmt. Daher schwimmt Elke raus und entwirrt die Seile. Endlich liegen wir ordnungsgemäß (denken wir). Nach 90 min Sonnenbaden wollen wir uns mit dem neuen Dingi anfreunden, setzen uns rein - aber trotz Reißens am Starter tut sich nichts. Der Vercharterer diagnostiziert telefonisch aus der Ferne, dass der Dingi-Motor wohl abgesoffen sei. Er rät zu einem neuen Versuch nach 20 Minuten. Hierzu gibt er vor, wie die einzelnen Regler/Ventile stehen sollten, damit es am ehesten klappt. Ungeduldig warten wir die 20 Minuten ab, aber alle nächsten Versuche bleiben erfolglos. Jetzt geht der Vercharterer auch nicht mehr ans Telefon. Widerstrebend gewöhnen wir uns an den Gedanken 1. nichts von Ilovik und Sv. Petar zu sehen, 2. zu Abend kein Restaurant zu erreichen und 3. am nächsten morgen zur Reparatur zurück nach Pula zu müssen. Dann kommt das Boot, bei dem wir die Liegegebühr entrichten müssen; die weisen uns darauf hin, dass es unter der Boje sehrwohl einen Ring gäbe, den wir auch dringend belegen sollten. Also lässt sich Elke mit dem motorlosen Dingi nach vorne ziehen, legt sich unter die Boje und ertastet dort den Festmach-Ring. Es gelingt Ihr ohne aus dem Dingi zu fallen ein Seil durch diesen Ring zu ziehen und das Seil an Bord zu werfen; jetzt liegen wir aber ordnungsgemäß fest für die Nacht, Elke sei Dank! Um 18 h baden wir und verstauen dann das Dingi. Aus Verzweiflung versuche ich das Dingi noch mal anzulassen: hierbei stelle ich den Choke auf „aus“: Der Dingi-Motor läuft tadellos gleichmäßig. Wir machen eine Probefahrt zum Friedhof von Sv. Petar. Um zum Essen nach Ilovik zu kommen (und vor Anbruch der Dunkelheit wieder auf dem Schiff zu sein), ist es allerdings jetzt schon zu spät. Also machen wir uns Spaghetti Bolognese aus der Konserve und genießen die friedliche Abendstimmung vom Schiff aus.

Freitag 18.08.

Wir brauchen Strom Ich bin morgens deprimiert, weil das elektrische Klo nur noch voll läuft aber nicht mehr abpumpt: Ist die Pumpe defekt oder hat Elke doch Papier ins Klo geworfen (ich war’s jedenfalls nicht)? Und Elke behauptet unschuldig zu sein. Alles geht schief! Als wir die Festmachseile aus der Boje ziehen wollen, merken wir, dass sich diese über Nacht total verheddert hatten. Also werde ich wohl schon wieder Elke mit dem Dingi zur Boje schleppen müssen. Nur leider lässt sich das abfahrbereit auf der Badeplattform von der Gangway eingeklemmte Dingi nicht befreien: Die hydraulische Gangway lässt sich nicht mehr bewegen. Dies erklärt dann auch das Versagen er Klospülung: Unsere Bordbatterien sind so ziemlich am Ende. (Erfreulicherweise hat der Motor separate Starterbatterien.) Wir wollen den Motor so früh noch nicht starten, also schwimmt Elke zur Boje und bringt wieder Ordnung in die Seile. Also, wir brauchen wieder Strom und fahren daher nach Silba. Draußen hat sich eine recht kräftige Welle aufgebaut, so dass wir zeitweise nur 7 kn fahren können. Wir erreichen Silba um 11 h aber leider ist jeder Muring-Platz im Hafen belegt und keines der Boote zeigt Anstalten bald abzufahren. Wir befürchten, dass die Situation bei den Nachbarhäfen Olib und Ist wohl ähnlich wäre und kehren daher zurück nach Mali Lošinj. Der Weg nordwärts ist erheblich ruhiger. Den Rest des Tages sonnen wir uns auf dem Vorschiff und schauen uns abends noch die Kirche im oberen Teil von Mali Lošinj an (keuch, es sind recht viele Treppen).

Samstag 19.08

Ilovik, die 2. Morgens ist es diesig, windstill aber schon sehr warm. Gegen 11h wird es sonnig und wir fahren erneut nach Ilovik, schließlich wollen wir mit unserem Dingi diese Insel auch mal erkunden. Nach mehreren Versuchen klappt das Bojen-Einfangen (diesmal mit einem deutlich kürzeren Seil). Eigentlich wollte ich die Boje dann nach hinten ziehen, damit wir dort die Ringe belegen können. Wind und Strömung sind heute aber deutlich stärker. Elke muss wieder ran, setzt sich ins Dingi und lässt sich zur eingefangenen Boje ziehen, um dort die Ringe unten und oben zu belegen. Gegen 14 h fahren wir mit dem Dingi nach Sv. Petar und suchen einen schönen Wanderweg. Obwohl wir an zwei verschiedenen Stellen (Friedhof und Kloster) anlegen, bleibt unsere Suche erfolglos. Also zurück aufs Boot. Dort beschließen wir zu baden und Elke stürzt sich in die Fluten. In Nullkommanix hat sie einen Abstand von 10 m zum Boot – man ist die Strömung heute stark. Trotz kräftiger Schwimmbewegungen gelingt es ihr nicht, zum Boot aufzuschließen, also werfe ich ihr den Rettungsring zu und ziehe sie wieder an Bord – heute ist nix mit baden. Um 17.00 fahren wir „feingemacht“ nach Ilovik; leider passiert vor uns ein Boot recht schnell und beschert uns einen nassen Hintern. An Land suchen wir uns ein Restaurant und wählen die ortstypischen Gerichte Fischplatte und Wienerschnitzel. Vom Restaurant aus können wir einen Festungsturm sehen, von dem der Reiseführer sagte, dass man dort am ruhigsten liegen könne. (Bislang dachten wir, dass die Nordeinfahrt der sicherste Platz wäre.) Vermutlich kann man vom Festungsturm auch einen schönen Wanderweg finden. Na ja, wir hatten diesen Turm von unserem Schiff aus einfach nicht gesehen. Um 19:15 h wollen wir zurück zum Boot. Unser Dingi springt klaglos an, geht aber nach 20 m Fahrt wieder aus. Beklemmend werden die Erinnerungen an vorgestern wach, als wir stundenlang unser Dingi zum Starten überreden wollten... Ich bekomme leichte Panik. Nach etwas rumprobieren an den Reglern geht’s dann doch wieder; Puh, ein Schrecken weniger. Bei der Überfahrt merken wir, das die See doch nicht so ruhig ist, wie vor 2 Tagen: wieder läuft Wasser ins Dingi und Elke lässt vor Schreck die Kamera auf den nassen Dingi-Boden fallen; erfreulicherweise schützt die Kameratasche unsere Urlaubserinnerungen. Wieder auf dem Boot nehmen wir zeitweise heftige Wankbewegungen wahr; außerdem stößt die Boje beängstigend kräftig an den Schiffsrumpf. Die Bojenseile sind hoffnungslos verdreht. Mal gucken, was die Nacht bringt. Sicherheitshalber trinken wir keinen Wein.

Sonntag, 20.08.

Kräfte sammeln in Mali Lošinj Über Nacht wurde es deutlich ruhiger und morgens ist die See fast glatt. Nachdem wir am Vortag mit Strom sparten, freuen wir uns, dass die Toilette morgens noch funktioniert. Wir frühstücken spät, sonnen uns etwas auf dem Vorschiff und machen uns dann abfahrbereit. Der Bordstrom reicht für die Gangway nicht mehr, aber nach unseren Erfahrungen hatten wir unser Dingi über Nacht im Wasser schaukeln lassen. Damit kann ich Elke wieder einmal zur Boje ziehen… Anschließend fahren wir über eine ruhige See mit 20 kn nach Mali Lošinj zurück um mal wieder Strom zu tanken.

Montag 21.08.

Nicht so schönes Wetter Morgens regnet es und der Himmel will nicht richtig aufklaren. Wir sind von den letzten Tagen ziemlich verwöhnt. Obwohl der Wind mit 2-3 nur sehr moderat weht, leisten wir uns den „Luxus“ und bleiben im Hafen. Mittags zieht’s dann erneut zu und wir erleben einen Platzregen. Eigentlich hätten wir diesem Platzregen viel lieber aus dem Schiff heraus zugesehen, aber neben uns fährt ein Motorboot ohne ausgelegte Fender ein und ich habe Mühe, das Schiff auf Abstand zu halten. Wegen des Regens zögert das Ehepaar auf dem Motorboot auch sehr lange, ehe es aus dem überdachten Steuerstand hervorkriegt und sich zu mir in den Regen gesellt, um endlich mit eigenen Fendern ihr/unser Boot zu schützen. Für uns ist der Tag gelaufen; wir lassen uns trocknen und freuen uns auf den nächsten Tag für den wieder sehr schönes Wetter angekündigt wird.

Dienstag 22.08.

Überraschung auf Ist Der Wetterbericht hat makelloses Wetter angekündigt und morgens sieht’s auch tatsächlich super aus, also tanken wir und machen uns auf den Weg nach Ist. Nach 2 Stunden über spiegelglatte See haben wir die Bucht von Ist erreicht und suchen eine passende Boje. Elke hat die glorreiche Idee doch mal im Hafen nach einem freien Plätzchen zu schauen und der Mariniero fragt uns sogar, ob wir im Hafen oder an der Außenseite festmachen wollen. Wir sind sprachlos und natürlich mit der Außenmole zufrieden. Wir haben Strom! Das eröffnet uns einen weiteren Freiheitstag. Mal schauen, wie wir ihn nutzen. Wir gehen zur Badestelle im Dorf und ich probiere zu schnorcheln. Um 16:30 h laufen wir mit festem Schuhzeug den Berg Straza zur Kirche rauf und genießen den Blick in den Hafen von Ist und die grandiose Fernsicht bis nach Dugi Otok. Wir empfinden den Hafen von Ist als sehr malerisch.


Mittwoch 23.08.

Überraschung bei Veli Rat Das Wetter soll fabelhaft bleiben, also fahren wir in die Pantera-Bucht von Dugi Otok. Bestenfalls erwarten wir einen Muring-Platz aber bestimmt keinen Strom. Vor Ort sehen wir, das eine neue Marina mit vielen Schwimmstegen entsteht und wir finden sogar einen Platz mit Strom. Wenn wir jetzt noch Zeit hätten und das Wetter schön bliebe, könnten wir es sogar bis nach Iż wagen! Mittags wandern wir zum Leuchtturm von Veli Rat. Unser Reiseführer behauptet, ein Weg solle 45 min dauern; er hat Recht. Der Weg ist nur gesäumt von grüner Macchie, aber nicht schattig. Gut, dass wir uns eine Flasche Wasser mitgenommen hatten; die auch bald leer ist. Den Rest des Tages relaxen wir auf dem Schiff. Dann fahren wir mit dem Dingi tiefer in die Bucht hinter Veli Rat und kühlen uns im diesigen Wasser ab. Abends geht’s dann in die Konoba am Hafenbecken. Überraschung: Es gibt keine Karte; die nette Bedienung erläutert uns auf Englisch, was die Küche Feines anzubieten hat. Wir können den Fisch direkt am Platz von einem Silbertablett aussuchen. Wir fühlen uns sehr wohl. Schade, dass der Urlaub bald vorbei ist.

Donnerstag 24.08.

Katastrophe von Veli Rat Das Wetter sieht morgens super aus. Der Wetterbericht kündigt aber eine Verschlechterung mit kräftigem Regen für Freitag an, also beschließen wir, dass es wohl besser wäre, jetzt bereits nach Pula zurückzukehren. Wir frühstücken und legen ab. Gerade raus aus der Pantera-Bucht gebe ich Gas und wir hören von hinten ein plötzliches Pfeiff-Geräusch, als ob Druckluft entweichen würde. Ich gehe vom Gas, und alles scheint zunächst normal. Der rechte Motor bockt aber bei 2.100 U/min und will partout nicht schneller. Jetzt fällt uns auch die blinkende Warnlampe im Display des rechten Motors auf. Wir schalten den rechten Motor in den Leerlauf und fahren mit einem Motor zurück nach Veli Rat. Dort rufen wir wieder mal den Vercharterer an und bitten um eine Ferndiagnose. Wir prüfen den Zustand der Motoren (Kühlwasser, Öl, Temperatur, Keilriemen) per Fernanleitung aber ohne Befund. Wenn der rechte Motor gestartet wird, signalisiert das Warndisplay, dass die Lichtmaschine nicht lädt. Aber jeder Motor hat seine eigene Lichtmaschine und die des linken Motors sollte für beide Motoren reichen. Also fahren wir wieder. Bei 1.500 U/min kommt wieder die blinkende Warnlampe vom rechten Motor. Bei 2.100 U/min regelt der rechte Motor ab. Beim linken fängt ab 2.400 U/min der Turbo bedenklich zu pfeifen an. Der Vercharterer rät, dass dieser Pfeifton vermieden werden sollte; das heißt wir stampfen mit sagenhaften 8 Knoten in langsamer Verdrängerfahrt nordwärts. Nach über 4 Stunden haben wir um 15 h Mali Lošinj erreicht und ein vom Vercharterer organisierter Techniker sagt für die nächsten Minuten seine Unterstützung zu. Kurzzeit hoffen wir, dass wir gleich wieder weiter nach Pula können, und das Unwetter morgen vermeiden können. Nach Dutzend nicht beantworteter telefonischer Nachfragen taucht der Techniker endlich um 17 h auf, lugt kurz in den Motorraum, startet den defekten Motor und sagt, dass er jetzt keine Zeit habe. Vielleicht komme er später noch mal oder halt morgen. Ich hab unserem Vercharterer mitgeteilt, dass man uns hier nur hinhält und plötzlich bekommen wir Nachricht, dass der Techniker heute ganz sicher noch mal kommen wird. Wir sollen die Motorschlüssel in der Kühltruhe an Deck deponieren und können essen gehen. 3 Minuten vor 19 h kommt der Techniker mit seinem Auto, zeigt eine “5” mit einer Hand und fährt wieder. Wollte er uns sagen dass, er die nächsten 5 Tage keine Zeit haben wird? Egal, wir gehen essen. Als wir um 21 h zurückkommen, sind die Polster auf den Sitzen über dem Motorraum entfernt: Der Techniker war also da. Sofort probieren wir die Maschine zu starten: Es ertönt kein Alarm. Wir sind glücklich.

Freitag 25.08.

Gewitter in der Kvaerner Bucht Wir rufen den Vercharterer an, und der teilt uns mit, dass der Techniker die unterbrochene Kabelverbindung von der Lichtmaschine des linken Motors zur Batterie wieder hergestellt habe. Wir wissen wohl nicht, ob diese Reparatur provisorisch oder nachhaltig ausgeführt wurde. Wir sind zuversichtlich, dass wir trotz des schlechten Wetters schnell genug wieder in Pula sein können. Schnell tanken wir und kaum aus der Bucht heraus, beschleunigen wir: Zuverlässig, wie am Vortag, kommt bei 1.500 U/min das Alarmsignal der rechten Maschine und dieser Motor weigert sich dann höher als 2.200 U/min zu drehen. Wir kriechen also mit 7-8 kn nach Pula; na ja, es sind ja nur 35 sm… Hinter Unije sehen wir eine immer dunkler werdende See und an der istrischen Küste bereits einzelne Blitze. Ich bin sicher, dass uns das Gewitter nichts anhaben kann und starte die große Überfahrt. Je dichter wir Pula kommen, desto dunkler wird die Regenwand. Ich versuche, südlich des Gewitters durchzukommen, aber das Unwetter holt uns ein. Etwas Mut machen uns zwei Segelbote, die noch weniger geschützt und langsamer unser Ziel teilen. Die Sicht wird schlechter, das Wetter prasselt aus allen Richtungen auf das Schiff, die Blitze schlagen in das Meer um uns herum. Inständig hoffen wir, dass wir verschont bleiben mögen. Das Meer wird rauer und manche Welle zwingt uns zu einer Kurskorrektur. Mühsam stapfen wir Richtung Leuchtturm Prorer und machen uns gegenseitig Mut, dass es ja schon wieder heller würde oder die See jetzt ruhiger aussähe als zuvor. Endlich wird es tatsächlich ruhiger, der Regen nimmt ab und die Sicht wieder besser: Wir liegen uns in den Armen: Wir haben’s geschafft! Der Himmel hinter uns ist fürchterlich dunkel und wir haben mit allen Schiffen in der Gewitterregion großes Mitgefühl. In 30 Minuten sind wir dann am Leuchtturm und 1 h weiter in Pula an der Tanke. Wieder angelegt, startet ein Techniker des Vercharterers den rechten Motor und kein Fehler ertönt. Er dreht im Leerlauf auf über 4.000 U/min – der Motor bleibt fehlerfrei. Wir sind ratlos, warum sich jetzt der Fehler versteckt, sind aber sicher, wenn wir wieder rausfahren würden, dass sich dann das bekannte Fehlerbild zeigen würde. Insoweit sind wir froh, dass die Charterzeit morgen vorbei ist. Wir fragen nach einer Frühabnahme und der Techniker stürzt sich in das Hafenwasser um unser Schiff zu begutachten. Er findet heraus, dass das vor Ilovik in die Schrauben geratene Seil am Propellerrand Spuren hinterlassen hat. Außerdem ist unser Rumpf vorne an beiden Seiten verkratzt: Hier hatte sich die vor Ilovik gegen das Boot schlagende Boje verewigt. Zusammen mit den beiden Kratzern hinten links und rechts ist die Mängelliste vom Schiff doch recht üppig ausgefallen: Gut, dass wir eine Kautionsversicherung abgeschlossen haben, sonst wären die 2.500 € jetzt wohl futsch. Wir nutzen noch die letzten Sonnenstrahlen auf dem Vorschiff und fangen dann um 17 h an, das Boot zu räumen.

Samstag 26.08.: Heimfahrt Eigentlich wollten wir erst um 4:30 h aufwachen, aber irgendwie bekommen wir nach 2 h keinen Schlaf mehr. Also stehen wir um 3:45 h auf und sitzen um 4:15 h im Auto. Vor dem Karawankentunnel gibt es einen kurzen Stau (ca. 1 km) aber wir warten 1 h, weil es überhaupt nicht voran geht. Die Rasthöfe/Tankstellen nach dem Tunnel sind alle überfüllt, so dass wir uns von der Idee eines reichhaltigen Frühstücks verabschieden und 3 Brötchen (mit Kaffee) aus einer Tankstelle auf einem Parkplatz verschlingen. In den Verkehrsnachrichten hören wir, das es aus Nordrichtung vor dem Tauerntunnel einen 12 km-Stau mit einer Wartezeit von über 3 h gibt: Die Armen! Wir kommen weiter recht gut durch; lediglich die A8 Richtung München hat deutliche Ähnlichkeit mit einem Parkplatz. Gegen 17:45 h haben wir endlich Au am Rhein erreicht.

Fazit: Trotz aller Abenteuer und Rückschläge war es ein wundervoller Urlaub, den wir nie vergessen werden und hoffentlich bald (mit etwas weniger Aufregung) wiederholen können.