Ferdinand jodelt oder tres bon - indeed

Dalmatien im Juni 2006

 

Samstag, 10. Juni 2006

Im November schon stand fest, dass zwei Paare aus Nürnberg und Frankfurt, ein einzelner Villacher und ich nach Pfingsten zwei Wochen nach Kroatien zum Segeln wollten, der allerschönsten Nebensache der Welt. Zusammen gekommen waren wir übers Internet. Heute sollten wir uns zum ersten Mal sehen. Gerhild und Max kamen mit dem Kombi, nahmen mich Rosenheim auf und gemeinsam gondelten wir gen Süden. Ein Ministau vor dem Tauerntunnel bescherte Josef eine halbe Stunde Warten beim Karawankentunnel. Um 0800 sackelten wir ihn dann noch ins Auto ein und Max stellte fest: „So bepackt waren wir noch nie.“ Kurz hinter Bled küsste uns ein Hintermann beim Bezahlen an der Mautstelle auf die Stoßstange. Ein Vohburger, der seine Gedanken wo anders hatte.

Die bestellte Sonne versteckte sich hinter einer Schicht Stratuswolken. Dann fing es auch noch zu bieseln an! Ach ne, wir fahren doch in Urlaub! Pünktlich an der Küste hörte die Pinkelei auf, aber es war frisch



Am Steg 2 bei Nautic Adria schickte man uns zu Magyar Charter an den Steg 9, weil unser Ersatzschiff dort lag. Die bestellte Dufour 43 war mit dem Umflaggen aufs kroatische Fahnderl nicht fertig geworden. Und deshalb hatte man eine Bavaria 44 angeboten. Die Übergabe war schnell und gründlich erledigt und das ungarische Küstenhandbuch durch ein deutsches ersetzt. Nur die Ankerwinsch musste der liebe Mann zehn Minuten lang schmieren, weil sie halt nicht so frei lief, wie sie sollte.

Ute und Herbert trafen ein, Gerhild und Max fuhren los, um die Resteinkäufe zu machen und als alles gestaut war, hielt der gewissenhafte Skipper eine längere Einweisung. Um 1830 legten wir bei NW 1 und bedecktem Himmel zu einem kleinen Probeschlag ab. In der Hafenausfahrt setzten wir die Genua und ließen uns schieben. Urplötzlich setzten Gewitterböen von N 6 unsere ARABESKE auf 35° Lage. Dabei war keine Böenwalze erkennbar gewesen und es regnete auch nicht. So was! Die Spazierfahrt war schon wieder zu ende, weil keiner Lust hatte, nass zu werden und die Genua durfte sich schnell wieder einrollen. Allerdings hakelte die Reffvorrichtung ziemlich. Später stellten wir fest, dass der Winkel der Leine zur Trommel nicht passt, weil eine Führungsrolle an der Reling abmontiert worden war. Wer macht denn so was?

Am alten Platz wollte ich nicht anlegen, sondern suchte mir eine freie Stelle am Steg 8, wo ich gegen den Puster mit dem Heck anfahren konnte.

Abends gab es von dem guten Speck, den Josef aus Kärnten spendiert hatte und wir beschlossen gemeinsam, was wir in den folgenden zwei Wochen anstellen wollten, nämlich Segeln, Baden, Orte anschauen in einer guten Mischung.

 

Sonntag, 11. Juni 2006

Die Sonne schien! An der Rezeption fragte ein Wiener Ehepaar nach, ob jemand den kleinen schwarzen Hund vermisse, den sie an einem Strickerl führten. Ausgesetzt? Am liebsten hätte ich ihn kurzerhand mitgenommen, aber meine Crew war Gott sei Dank dagegen.

Kurz vor 9 brachen wir Richtung Süden auf, wohin uns ein frischer ENE mit 4 bis 6 Bft. mit Rauschefahrt zog. Im Durchschnitt mit 7 Knoten lief die ARABESKE, so dass wir mittags an der Westküste von Murter in der Uvala Kosirina zu Kartoffeln mit Zaziki den Anker fallen ließen. Linzer Schnitten von Josefs abwesender Frau Waltraud gab es zum Nachtisch. Es ging uns schon schlechter! Für diese Gelegenheiten hatte Gerhild einen kleinen Stoffbiber mit Sepplhut am Bandl mitgebracht, der zu jodeln anfing, wenn man ihm auf den Bauch drückte. Der Schlußjuchzer war so ansteckend, dass wir jedes Mal mitjuchzen mussten. Wem es gerade am schlechtesten;) ging, drückte den Biberbauch.

Der Wind hatte gedreht auf West und abgenommen. Um 1700 waren wir in Sepurine auf Prvic längs fest, verholten allerdings bis vor einen Poller, der mit einer gelben Markierung die Grenze des Parkverbotes darstellte. Mit 40 cm Wasser unterm Kiel kann man ja zufrieden sein, wenn man dafür keinen Ärger mit dem Fährenkapitän der Jadrolinia kriegt. Kaum an unserem endgültigen Platz fest, rauschte einer der weißen Dampfer an und ein größerer Menschentausch fand statt.

In einer kleinen Konoba am Strand fand der Bilderbuchsegeltag seinen Abschluss.

 

Montag, 12. Juni 2006

Bei strahlendem Sonnenschein wollten wir heute nach Skradin, die Krka-Wasserfälle bewundern, mussten aber durchgehend motoren, weil der mickrige Wind auch noch von Osten fächelte.

Am Stadthafen mit Buganker und Heckleinen fest, machte sich meine Crew auf Richtung Nationalpark und ich putze erst ein bisschen Schiff, zahlte dem Hafenmeister 100 Kuna, tankte Wasser auf und machte es mir dann in der Hängematte gemütlich. Keine zwei Seiten kam ich weit im neuesten Donna-Leon-Krimi, weil ständig Schiffe kamen, die sich neben mich legen wollten. Eine französische Crew schmiss den Anker einfach irgendwie raus und fuhr an den Kai. Ich bat darum, den Anker doch bitte dicht zu holen, damit der mittlerweile kräftigere Wind ihren Kahn nicht auf den meinen drücken kann und schon war das Eisenstück wieder an Bord! War wohl nix. Also noch mal. Bei meinem nachmittäglichen Unterhaltungsprogramm und den vier oder fünf Anlegemanövern, die ich beobachten konnte, stellte ich fest, dass keiner! seinen Anker eingefahren hatte, also keiner wissen konnte, ob und wie viel Wind seine Kralle halten konnte.

Neben mir lag eine österreichische Männercrew, die mich aus meiner Hängematte lockte und zum Vespern in die Kneipe einlud. Bevor ich mich schlagen lasse!

Als meine Leute wieder zurück waren, beschlossen wir, die Nacht hier zu verbringen und kochten wunderbare Spaghetti mit einer Bolognese, die Josefs Frau Waltraud zuhause für uns vorgekocht hatte.

Meine Nachbarösterreicher besuchten uns und tranken uns den Wein weg;)

 

Dienstag, 13. Juni 2006

Natürlich mussten wir nach Sibenik motoren, weil in diesem engen Fjord nie ein brauchbarer Wind weht. Um 1000 waren wir dort längs fest, als sofort der Hafenmensch mit seinem Roller angebraust kam und uns sauber rügte. Ich erklärte ihm, dass wir nur zum Einkaufen wollten und in Bälde wieder weg wären, aber er moserte, dass das alle sagen würden. Max monierte, dass wir so nur unter Zeitnot und Stress die Stadt besichtigen würden und wir wären doch schließlich im Urlaub. Also hängten wir uns ordentlich an die Muring, drückten den halben Tagespreis von 95 Kuna ab und vereinbarten die Ablegezeit auf 1330. Wir zerrissen unseren Einkaufszettel in zwei Teile, damit wir nicht doppelt einkauften und verstreuten uns in Sibenik. Dieser Markt ist wirklich toll. Gemüse, Fleisch, Fisch, Käse, alles da.
Ich kaufte unbestellt Tintenfische ein und bereitete damit ein Risotto vor, das wir noch am Stadtkai verschmausten. Schon beim Ablegen pfiff es mit 4 Bft. und draussen setzten wir die Segel gleich gerefft, weil wir genau nach Westen wollten, wo der Blasebalg stand. Mit einem klein wenig Maschine halfen wir nach und kamen auf schöne 7 Knoten. Dann brauchten wir den Jockel nicht mehr, weil wir abfallen konnten und weiter munter nach Süden liefen.

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Über Land wurde es grau und schwärzer und bald zogen zittrige Blitze durch die Wolkenwand. Hinter uns goss es schon und bald saßen wir im Ölzeug da. Gott sei Dank bieselte es über unserer Stelle nur wenig und hörte auch nach einer Viertelstunde wieder auf, aber ich glaube, dass ich kein Schiff mehr chartern mag, das keine Sprayhood hat. Man ist schon ganz schön verwöhnt.

Langsam war auch über uns wieder blau zu sehen und als wir vor Dvrenik standen, unserem Tagesziel, klarte es weiter auf. An der Mole lagen sechs Yachten und ein Kat vor Buganker. Neben der Lagoon war noch eine letzte Parklücke, in die Ute steuern sollte. Wassertiefe 14 Meter, der Skipper des Kats rief uns zu, wir sollten bloß die ganze Kette stecken, weil der Grund so schlecht halte. Dass mir das Schätzen des Abstands immer wieder so schwer fällt! Beim ersten mal fiel das Eisen zu spät, so dass wir beim Eindampfen gefährlich nah an den Katamaranbügen landeten, was Ute zum Hippeln brachte. Auch als der Anker ein paar Meter geholt war, reichte der Abstand nicht. Nochmal! Dieser Versuch endete damit, dass der Pflugschar zwar mit 1800 U/min eingefahren und fest war, aber unseren Kahn daran hinderte, die Mole zu erreichen – verhungert!

Beim dritten mal endlich ging sich die Kette genau aus und um 1815 fest, sangen wir unser Bordlied vom „Prost, prost, prösterchen“. Damit war eine schöne Vorabendsendung im Kanal „Seglers Kino“ für die zahlreichen Zuschauer im Hafen beendet.

Bei einem Hafenrundgang, bei dem ich immer gerne die Tiefen an sämtlichen Mauern inspizierte, blieb ich an einem Längslieger pappen und unterhielt mich mit der Mutti im Cockpit über den Ankergrund, unser Anlegemanöver, das sie von einem Restaurant aus beobachtet hatte, ihren Bordhund und die schönste Bucht auf Brac. Sie bot mir an, ins Päckchen zu kommen, wenn in der Nacht der Wind den Anker rauspustet.

Grade, dass ich zum Salat rechtzeitig wieder auf unserer ARABESKE war. Orada gab’s mit Rosmarinkartoffeln. Köstlich!

 

Mittwoch, 14. Juni 2006

Jeden Morgen gibt’s um 7 Geklapper in der Küche, obwohl wir doch bei der Anfangsbesprechung Bordruhe bis halb acht festgelegt hatten. Nein, diese Frühaufsteher!

Schönstes Wetter und kein Wind. Doch kurz bevor wir in Milna (Hvar) ankommen, dreht der Ost auf Süd und bemüht sich von 1 auf 4. Na denn, Genua wieder rausgezerrt (unsere Refftrommel sperrt sich, weil der Winkel der Reffleine auf die Trommel nicht stimmt. Wir bauen das ganze um) und mit 6 Knoten 120° gesaust. Max zauberte einen geruhsamen Backbordlängsseitsanleger: 1200 fest in Milna. Einkaufen, Städtchen schauen. Josef und ich taten einen Weinbauern in einem winzigen Innenhof auf, der uns seinen Keller aus dem Mittelalter aufsperrte und sämtliche Weine, Grappas und Olivenöle verkosten ließ. Das mag ich. Etliche Liter Weines, Grappas und Öles schleppten wir anschließend zum Schiff. Um 1520 gings weiter. Die Seidlers fragten höflichst an, ob sie vorlaufen und schwimmen gehen könnten und ob wir sie dann aufnehmen könnten. No klar, sprach der Skipper. Also hielten wir beim Auslaufen Ausguck nach zwei Köpfen im Wasser, die an der Huk tatsächlich gesichtet werden konnten. Als die beiden per Badeleiter an Bord steigen wollten, hatten wir noch 1 Knoten drauf. Hui, die zog es aber weg!

SW 3 verhinderte uns dann Richtung Starigrad, der „alten Stadt“, der Jockel musste mitlaufen. Im Fjord endlich drehte der Wind und wir wollten partout die Genua nochmal setzen. So schönes Vorwindsegeln aber auch. Mehrere Yachten überholten uns und als wir dann um 1800 auch da waren, zeigte sich der Stadthafen bestens gefüllt. Uns entgegen kam ein Segler, der uns bedeutete, dass kein Platz mehr war, aber wir glauben ja nichts;) Ok, unser Anker tuts auch. Obwohl ein von mir absolut ungeliebter Pflugscharanker, hielt er meine geforderten 1800 U/min, mit denen unsere Schiffle gegen einen 8er Wind ankäme. Wir waren vollkommen dehydriert und es verlangte uns deshalb nach einem köstlichen Anlegerschluck. Unser Lied musste rezitiert werden, aber weil ich Josef beschwert hatte, dass es dann immer so lang (30 Sekunden) dauerte, bis man den Becher zum Munde führen konnte, regte ich an, jeder solle nur seine eigene Strophe, sprich, was er eben im Glas hat singen. (siehe Anhang).

Herbert (Herr Seidler) wollte ein paar Runden mit dem Radiergummi (Dinghi) ins Wasser zeichnen und hievte dazu den Außenborder ins Beiboot. Weil er sich nicht so recht auskannte mit dem Ding, drehte und klappte er erst einmal alle Schalter und Hebel drei oder viermal herum. Nein, sehen könne er nicht, was da geschrieben stand. Ich sah mir das Trial – und – error – Verfahren eine Weile an und erklärte ihm dann, wie man üblicherweise so ein Ding anschmeißt. Wir diskutierten noch eine Zeit über die Stellung des Chokehebels und brachten den Zweitakter tatsächlich zum Laufen. Die von mir verordneten Riemen kamen mitten im Hafenbecken auch ziemlich bald zum Einsatz, weil das Motörchen nach 20 Sekunden versoffenermaßen den Geist aufgab und durch kein Studieren, Herumdrehen und Amseilzerren wieder zum Laufen zu bewegen war. Ein wohlmeinender Segler des Nachbarankerliegers bestieg seine Schüssel, um unseren Herrn Seidler ans Tau zu nehmen und uns zurück zu bringen. Wir sollten anderes Benzin einfüllen, vielleicht hätten wir schlechtes erwischt, wusste er und – er hätte das auch einmal gehabt. Eine Minute später starb sein Motor und er pullte seinerseits zu seinem Schiff zurück. Ha ha.

Es gab einen wunderbaren Schweinsbraten, langsam geschmort mit Semmelknödeln und Krautsalat. Mitten im Kochen ging das Gas aus. Leichte Übung. Aba gschmeckt hos wia dahoam! Der Grappa aus Milna rundete unseren Abend aber so was von ab!!

 

Donnerstag, 15. Juni 2006

Josef und ich schliefen im Cockpit. Um 5 Uhr weckte mich doch glatt die Sonne auf und um 7 trieb sie mich förmlich aus dem Bett. Ich wollte ja nicht schon morgens einen Sonnenstich bekommen. Die Seidlers hatten sich gerade heute so zurück gehalten mit Klappern und Plempeln, dass es mir richtig leid tat, draussen geschlafen und von unten sowieso nichts mitgekriegt zu haben.

Nach dem Frühstück legten wir um an den Kai in eine frei gewordene Lücke, um trockenen Fußes einen Stadtbummel in Starigrad tun zu können. Gegenüber des Liegeplatzes warb ein Internetladen, aber der war leider zu. In der Touristinformation bettelte ich dann solange, bis mich der nette Mann für 10 Minuten an seinen PC ließ. Endlich einmal eine Wettervorhersage. Kanal 67 war tot. Mails waren eigentlich nur wenige interessante da, die meisten wollten mich zu einer Penisverlängerung oder zum Kauf von Viagra verlocken. So oft ich an mir hinunter schaue, kann ich keinen Anhang ausmachen, den ich verlängern wollte.

Aber unser Kugelfender sehnte sich so danach, wieder prall zu sein. Ein Kompressor in einem Nautic-Artikel-Laden half nach und so war einer wieder prall. Allerdings sollte nach ein paar Stunden die Prallheit wieder verschwunden sein, das Kügelchen war halt altersschwach.

Seidlers wollten wieder vorschwimmen. Wir lasen sie um 1100 im Wasser auf, zwei schwimmende Köpfe. Ich hatte die Papa-Flagge hoch gehalten, aber die beiden schauten recht ratlos, was ich damit sagen wollte. Na ja, das bedeutet, alle Mann an Bord kommen. Blaue Flagge mit einem weißen Rechteck innen bedeutet, dass sie das blaue Wasser sein lassen sollten und aufs Trockene, weiße Schiff kommen sollten.

W 4 schob uns 70° nach Bol, wo das goldene Horn (ein Sandstrandzipfel auf Brac) auf uns wartete. Nach einer Stunde angekommen, verbot uns ein Typ in einem Motorflitzer das Ankern. Er hätte Bojen ausliegen und nur an die könnten wir gehen. Hähä, nix da! Wir wollten das Naturschauspiel sowieso nur mal sehen und drehten ab nach Süden. In Hvar gibt es auch heimelige Buchten und da sind wir sogar alleine.

Uvala Maslinica war unser Ziel, aber es dauerte, bis der Anker beim fünften Versuch den mittlerweile in niedrigste Tiefen gesunkenen Anforderungen des Skippers genügte, lediglich ein Badehaken zu sein. Unser blödes Eisen hielt nämlich in dem dämlichen Boden keine 1800 U/min, und für die Nacht reicht uns das halt nicht. Die Crew hatte zuvor den Wunsch angemeldet, über Nacht hier bleiben zu wollen, aber das ergab sich halt jetzt nicht mehr.

Nach einer Stunde MOB-Manöver-Üben mehr recht als schlecht, legten wir in Jelsa (Hvar) an. Das Städtchen hat gerade an Fronleichnam durchaus seinen Reiz. Beim Rundgang zog uns die Kirche magisch an, aber nach einer Viertelstunde meditativem Singsang meldete mein Handy ein SMS (peinlich!). Ich schlich mich raus und las schöne Sachen;) Im Internetladen am Hafen konnte ich endlich ein paar Bilder nach Hause schicken und wieder am Schiff beobachteten wir die Fronleichnamsprozession. Es war, als ob die ganze Insel vor und hinter dem Baldachin und den Leuchterträgern herlief. Nein, das soll jetzt nicht despektierlich klingen, es war beeindruckend.

Ute kochte grüne Bohnen mit Cevapcici und Kartoffeln. Zusammen mit meinem Aivar ljuti war es wieder mal das aufregendste Mahl aller Zeiten. Der lucka kapetanja wartete brav, bis wir hochbefriedigt zurückgelehnt im Cockpit vor unseren leer gewischten Tellern ruhten, bis er zum Kassieren kam. 240 Kuna ist zwar nicht gerade günstig für einen Stadthafen, aber die schöne Muring, ein funktionierenes Stromkastl und Wasser direkt beim Schiff sind es wert.

Max brauchte noch Palatschinken, aber die gab es an Land.

 

Freitag, 16. Juni 2006

Herrlichster Sonnenschein erfreute uns morgens und nach Frühstück, Wasserbunkern und Deckspritzen legten wir um 0840 Richtung Vis ab. Genau vor dem fast nicht vorhandenen Ostwind motorten wir an der Nordseite von Hvar entlang und als wir das Ostzipferl der Insel fast umrundet hatten, marschierte Äolus nach Südwesten und blies von da mit kräftiger Lunge. Mit wunderschönen 4 Bft. zog unsere ARABESKE mit 7 Knoten dahin. Hinter dem winzigen Eilandkrümpel Vodnjak wollten wir die, von Josef vorbereiteten überbackenen Tomaten mit Basilikumpesto und Salat verkosten und schmissen deshalb unser Eisenhakerl ist 10 m tiefe Wasser.



Die Windmaschine beeindruckte das nicht, sie blies weiter mit 4, doch nun genau aus Süden. Anker auf, Wäsche hoch und mit 6 Knoten Richtung Vis. Der Skipper nutzte die gemütliche Lage, seine Koje aufzusuchen und ein Weilchen an der Matratze zu horchen. Irgendwann machte jemand Krach mit der Maschine, neben der ich lag, aber das hinderte mich keineswegs, weiter herrlich zu knacken.

Als ich aufstand, befanden wir uns schon im Anflug auf Komiza an der Südseite von Vis. Kaum fahrst mit einer Crew, die Du komplett nicht gekannt hast, eine Woche, schon bist Du fast überflüssig!

Den Anleger an der dreiviertelt freien Mole fuhr Max recht souverän und um 1650 waren wir an einer Muring fest in einem immer gelber von der Abendsonne angestrahlten Ort. Die Westseite ist halt doch abends die attraktivere.

Mit 260 Kuna (20 pro Schiffsmeter) löste ich unsere Bootspapiere wieder aus. Das war auf dieser Reise das erste Mal, dass der Hafenmensch, der zur Stelle war und uns brav die Muring vom Schiff weg! aus dem Wasser zog, sofort die bedruckten Zettel verlangte und einfach mitnahm. In Mali Losinj will der Typ auch immer die Papiere haben, nachdem er mit einem Grinsen im Gesicht die Muringleine quer unterm Schiff durchziehen will. Aber das war ein anderer Törn!

Bei dem Anlegemanöver hatte ich mir durch eine blöde Armbewegung, die das Brillenbandl erwischte, das Spekuliereisen vom Haupt geschubst und das hing dann in zwei Teilen an mir herab. Je teurer die Brillen sind, desto weniger ist an ihnen dran und bei meiner hatte sich der Backbordbügel vom Glas gelöst, weil der Minischraubenkopf durch das Löchlein gerutscht war. In der schönsten Abendbeleuchtung fummelten Josef und ich mit Leathermanzänglein und sensiblen Fingern die Beilagscheibe auf die Schraube und das filigrane Mütterchen obendrauf.

Als nach 10 Minuten die Mutter endlich gebissen hatte, drehte ich sie fest. Zu fest! Der Schräubleinkopf flutschte wieder durch’s Loch und der Spaß begann von neuem. Gerhild und Max hatten auf ihrem Ortserkundungsgang einen Brillenladen entdeckt und schickten mich mit halbwegs reparierter Brill dorthin, um meine Sehprothese wieder richtig zu renovieren. Die Verkäuferin begutachtete das gute Ding, schüttelte mit dem Kopf und meinte, dass sie mir leider nicht helfen könne. Hä? Na gut, dann setze ich sie halt beim Fahren nicht mehr auf, sondern die Ersatzbrille, sonst ist das teure Teil vielleicht total über Bord.

Um meinen Frust zu überwinden, trödelte ich auf einem anderen Weg außen um Komiza herum zum Hafen zurück und pflückte ein Blümchen da, einen Haferstengel dort, ein Zweiglein Bougainvilla hier und ein Gräslein gegenüber. In der einen Hand drei dicke Rosmarinzweige, in der anderen den schönsten Blumenstrauß kehrte ich zurück und fand Gerhild in einem Restaurant am Hafen sitzen. Sie nippte an einem Aperitif und meinte, das sei das auserkorene Lokal zum Abendessen.

Das Wetter hängt im Schaukasten am Molenanfang aus, super!

Ich band meine Borddekoration unter das übrigens viel zu kleine Bimini, das schon ganz ausgeleiert um die Achterstage herumgeführt war und meistens sowieso keinen Schatten spendete, weil es einfach zu winzig war, zog mein kleines Schwarzes an und gesellte mich in besagtes Restaurant.

Fisch, Fisch, Fisch: Wir bestellten Fischplatten, Fischlasagne, Wein und vorneweg Fischsuppe. Gerhild hatte in Starigrad schon einen Versuch mit Fischsuppe gemacht, war aber recht enttäuscht vom gelieferten Wasser mit Geschmack, so dass sie den mitteldalmatinischen Köchen noch eine Chance geben wollte. Wir schlossen uns an und diesmal gingen uns beim ersten Löffel aber die Augen über. So etwas Feines aber auch! Scampi, Fischstücke, feine Gewürze! Vor der Suppe bekamen wir unbestellt die Vorspeise des Hauses: Fischpastetenkügelchen mit Weißbrot. Auch sehr fein!

Aber die zwei langen Platten mit Gambas, Thunfisch, Brasse, Tintenfischragout, Kartoffeln und Mangold schossen den Vogel ab. Seidlers (sie reden sich gegenseitig grundsätzlich mit Herr und Frau Seidler an) und Gerhild und Maax (zwei Silben) schafften ihre Portionen nicht. Josef und ich teilten uns eine große Auflaufform Fischlasagne uns, die ebenfalls schlecken ließ. Übrig ließen wir nur ca. 100 g geschmolzenen Käse weil wir einfach nicht mehr konnten. Das Restaurant mit der freundlichen Bedienung heißt Falkusa und ist das zweite neben dem großen Turm, wer mal super essen gehen möchte.

An Bord wurden die Vorräte von Rosmaringrappa mit Anis aus Milna heftig dezimiert.

 

 

Samstag, 17. Juni 2006

Zum Frühstück legten wir in die Flaute hinein ab, weil es am Meer so schön ruhig war. Mit unmessbaren 0,0001 Knoten dümpelten wir der kleinen Insel Bisevo entgegen, um dort die blaue Grotte zu besichtigen. Die Segel standen dennoch auf Backbord und peilte man eine Landmarke, war sicher, dass wir uns bewegten, wenn auch auf der Logge 0,0 zu lesen war. Der Himmel graute heute. Wahrscheinlich war die Grotte heute ebenfalls grau und nicht blau.

Um halb zehn waren wir dann auch angelangt. Mit Ankern war nichts drin bei 30 Meter tiefe direkt vor den Felsen und so beschlossen wir, dass nur jeweils die Hälfte der Crew in die Grotte fuhr und die andere auf das Schiffle aufpassen sollte.

Ein Jüngling in einem Tuckerschiff tauchte auf und fragte, ob er uns in die Sehenswürdigkeit fahren sollte. Ok, soll er auch leben, wir drückten 30 Kuna pro Nase ab und Josef, Gerhild und Maax stiegen zu ihm in den weißen Holzkahn. Ganz offizielle bunte Eintrittsbilletl gab er uns und schiffte die drei durch das kleine Loch in der Felswand. Zehn Minuten später tauchten sie wieder auf und meinten, es sei trotz weniger strahlendem Blau schön gewesen. Der Knabe meinte, er müsse jetzt zuerst eine Horde Menschen vom Steg in der Nebenbucht abholen und wir Restleute sollten zwanzig Minuten warten. Ne, ne Bürschlein, das wollten wir nicht. Wir dischkrierten hin und her und am Ende ließen wir uns die Kohle wieder auszahlen. Seidlers verzichteten und ich spare mir das Naturschauspiel für einen nächsten Törn auf, wenn die Sonne scheint. Das Beiboot blieb also oben und wir segelten uns mit einem Ost 2 aus den Felsen frei. Ein bisschen Ehrgeiz muss schon sein, motoren kann ja jeder.

Ute (Frau Seidler) erinnerte uns an unsere mangelhafte Opfertätigkeit, holte Wein beider Couleur und ich bat Rasmus mit folgendem Vers um Kooperation: „Rasmus, altes Rübenschwein, schalt endlich mal den Blasbalg ein“. Vielleicht weil das Gedicht etwas zu ungehobelt war, reagierte der Windmeister nur ungenügend mit einem Ost 3, der dann wieder abflaute.

Wir müssen das mit dem Opfern noch üben, vor allem das Dichten, mit dem Trinken klappt es eigentlich gut.



Während wir dann Richtung Norden mit dichtem Groß und geborgener Genua zurückdampften, stand unsere Gerhild in der Küche und gab mit einer gehörigen Portion Zucchini und Knoblauch augenscheinlich noch Liebe mit in den Suppentopf. Jedenfalls lächelte sie selig vor sich hin. Heimlich hatte sie noch einen bunten Salat als Vorspeise gemacht und ihre Suppe nannte sie ein „Wawemu – Essen“. Nein, die köstliche Speise war nun wirklich kein Was – weg – muss – Essen!

Meine Einteilung in Wache und Backschaft hat sich wirklich bewährt. Trotz aller Beteuerungen, alles gemeinsam zu machen, schafft die Tatsache, als Unterdeckaufräumküchenmaus dran zu sein doch eine gewisse Zuständigkeit. Man darf sich dann ungefragt an den Herd stellen und um 1100 zu kochen anfangen, ohne dass jemand anderes schmollt, er hätte in 3 Minuten heiße Würstchen servieren wollen. Wer sich als Skipper of the day auf dem an die Klotüre gepickten Zettel findet, kann sich beim Ableger gleich einmal hinter dem Steuer postieren und über seine Kommandos sinnieren, später Waypoints und Routen nach Herzenslust eingeben und seinen Tageskurs abstecken. Meine beiden Ehepaare wollten jeweils zusammen eingeteilt werden und Josef und ich gaben das dritte Paar ab, so dass jeden Tag zwei Menschen Urlaub haben (außer mir), zwei Backschaft und zwei Wache.

Um 1230 erhörte uns Äolus doch ein bisschen und schickte ein Lüftchen, mit dem es die ARABESKE auf 4 Knoten Richtung Hvar Stadt brachte. Sogar die Sonne ließ sich nun blicken. Herrliches Kaffeesegeln.

Ute war für den Anleger vorgesehen, aber als ich sie vor dem Hafen zum Üben rückwärts Kurs auf einen Fischkutter nehmen ließ, meinte sie dann: „Aber den Anleger fahr ich jetzt net!“. Das war die Gelegenheit, dass ich einmal selbst anlegen konnte!!

In Hvar Stadt angekommen, verscheuchten uns diverse Marinaleute dreimal von einem anvisierten Platz! Einen der Plätze fuhr drei Minuten später ein dickes Motorboot an, aha! Wir steuerten Bug voraus an einen Kai, an dem schon ein kleineres Segelboot lag, um die Tiefe zu begutachten. Ja, reicht. Sogar eine Muring hing da, so dass wir anschließend arschlings wunderbar an der Mauer lagen. Da endlich ließ sich der Marinero im Schlaucherl blicken, um uns weiter an das daliegende Schiff zu bugsieren. Ich erlebte diesen Hafen als ziemlich unfreundlich. Aber zum Zahlen (250 Kuna) war er dann schon da. Kein Strom, kein Wasser, keine Duschen.

Dafür ist der Ort toll, Geschichte pur, venezianischer Löwe an der Palastwand, Pinguine (Entschuldigung: Nonnen) mit Schlüsselgewalt für die Kirche, ein Riesenkonzum, in dem es alles gibt und viele Breitbildfernseher, die in mindestens sieben Restaurantterrassen das WM-Spiel Holland gegen Ghana übertrugen.

Die blaue Papa hatte ich zum Spaß wieder am Bootshaken aufgeknüpft und an den Baum gebunden. Schon kamen sie alle an.

Abends um 8 trafen wir uns zum Abendessen an Bord: es gab gefüllte Paprika in feuriger Soße mit Reis, schon wieder von Gerhild und Max gezaubert. Tafelmusik kam aus unserem Cockpitlautsprecher. Herbert, der schwerhörige:“ Wir sind dem Orient nahe“. Ich:“ Warum?“ Herbert:“ Na die Musik klingt so orientalisch.“ Es war ein Blockflötenkonzert von Johann Sebastian!

Nach dem Essen packte ich mein selbst erdachtes und ausgeführtes Seglerspiel aus, aber nachdem die Seidlers den Abwasch machten, spielten wir nur zu viert. Da gibt es Fragen zu Segelbegriffen, Ausweichregeln, Bordleben und zum Thema „wie bleibe ich beliebt.“ Neptun moralisiert mit Sprüchen, es werden Vor- und Zurückrückpunkte vergeben bei bestimmtem Verhalten und das Ziel ist, möglichst viele Seemeilen zu sammeln, die wiederum Belohnung für richtiges Beantworten der Segelfragen sind. Irgendwann mache ich meine geistige und ausgeführte Anstrengung noch einmal zu Geld. Irgendwann.

Kostprobe aus dem Spielverlauf: Wozu dient ein Verklicker? Sagt die Gefragte: „zum Festhalten.“ J

Mit einem Glas Schlibo begab ich mich zu Bett und zu meinem Buch, während meine Crew noch einmal ausschwärmte.

 

Sonntag, 18. Juni 2006

Um 0900 brannte die Sonne schon erbarmungslos. Gewünschter Auslauftermin war um 1100, so dass ich in der Bäckerei fragte, ob ich meinen Laptop aufladen könnte. Jo. Ich beobachtete einen Regattastart mit Spinnaker und bunten Farben in der Bucht von Hvar, spazierte ein bisschen herum und kaufte mit Josef sechs schöne Brassen, obwohl wir gar keine Backschaft hatten. Aber wenn es Fisch gibt, noch dazu am Sonntag, muss das halt sein.

Draussen im Trödelvorwindkurs gab es dann eine Gemeinschaftsproduktion aller­erster Sahne:

Fenchel – Pinienkerne – Champignon – Salat

Übriggebliebener Thunfisch von der Fischplatte mit Tomaten – Gurken – Salat

Obstsalat mit frischen Erdbeeren. Schleck

Dann motorten wir zwischen Solta und Brac durch, um einen Badestopp in der Bucht Bobovisce einzulegen. Es wurde aber dann eine spontane Haltestelle am Leuchtturminselchen Lt. Mrduja vor der Einfahrt nach Milna.

Herbert war, wie immer, der erste im Wasser. Er hechtete ins kühle Nass und die Frau Seidler stieg gleich hinterher die Badeleiter hinab. Gerhild bemerkte schmunzelnd: „da schwimme se wida, de zwe Köpf und da ane mit da Hallebadkapp!“

Max packte seine geliehene Tauchausrüstung aus. Die 5 – Liter- Flasche ans Jacket geschnallt, stellte er fest, dass der Anschluss für das Aufpumpen oder Ablassen der Weste nicht passte und als er im Wasser war, kam ein einfach nicht nach unten. Der Auftrieb war zu groß. Er zog das Jacket also aus und wir bändselten ihm die Flasche mit kunstvollen Knoten und Verschlingungen auf dem Rücken. So verschwand er in den Fluten, war aber ziemlich schnell wieder da und bot mir an, auch einmal das Luftziehen zu versuchen, er hätte mir ein Restchen drin gelassen.

Ich schnürte mir den armen Körper zusammen bis die Flasche hielt und mich sicher nicht verließ, nahm das Mundstück zwischen die Zähne und dachte, das Gefühl würde das gleiche sein wie beim Schnorcheln, nur unter Wasser. Pustekuchen! Zwei Züge unter Wasser und ich war wieder oben. Wie gegen 10 Kilo Beton auf der Brust musste ich ziehen und saugen. Nein, so hatte ich mir das nicht vorgestellt. Ich glaube, ich werde doch einen ordentlichen Tauchkurs machen müssen. In Ägypten, wo das Wasser im Winter warm ist.

Beim Ankeraufmanöver schoppte die Ankerkette am Ende wieder, obwohl Josef beim Einholen immer wieder Kette vor in den Kasten warf und wirklich aufpasste. Beim Versuch, den Eisenknüddel zu lockern, rauschte die komplette Kette in die Adria. Fehlkonstruktion von Bavaria!

Eine nette Delfinfamilie spielte übermütig in der Splitter Bucht und jeder kennt die schiere Unmöglichkeit, ein ordentliches Foto von einem größeren Körperteil als der Fluke zu erhaschen. Aus dem Augenwinkel erspäht, huschte ein kleiner Schwarm fliegende Fische übers Wasser.

Am Stadtkai von Split wurden wir als Begrüßung erst einmal von einem Marinero verjagt. Ich ließ Josef trotzdem anlegen, so als Übung, und als der Typ wieder ankam, sichtlich verärgert, lächelte ich ihn an und fragte, was denn das andere Schiff dann da mache. Das sei im Arrest und konfisziert! Aha.

Wir sollten in die Marina fahren, wiederholte der Amtsmann in versöhnlicherem Ton, nachdem ich in gefragt hatte, warum er denn so böse mit uns ist.

Nach einer Rundfahrt durch die ACI-Marina entschlossen wir uns, doch lieber um die Halbinsel herum in den anderen Hafen des Arbeiter-Seesportvereins, die eigentliche Marina Split zu fahren und zu Fuß übers Bergl in die Stadt zu laufen. Vom Regen in die Traufe: verkommene Stromkästen mit viel zu wenig Stecker, die man halb mit herausriss, öliges Hafenwasser, scheußliche Hallen aus sozialistischen Zeiten und ein komisches, junges Hafenmeisterlein. 37 € wollte er kassieren, konnte aber nicht herausgeben. Ich tauschte meine Privatkuna in die Bordkasse und wollte anschließen in Kuna die Bootspapiere auslösen, aber Wechselgeld auf die 268 Kuna hatte er auch nicht in seiner Stegbaracke. Also streckte ich ihm 260 Kröten hin und meinte, das stimme so. Ziemlich verdutzt glotze er mich an und deutete auf die Zahl auf seinem Taschenrechner. Ne, ne, das passt schon so, sagte ich noch einmal und setzte dazu, dass das hier doch eine reichlich unprofessionelle Angelegenheit wäre. Trotzdem händigte er mir den Toiletten- und Duschschlüssel aus und zeigte mit dem Arm quer über die Stege an Land, wo sich offensichtlich die Wellnessabteilung befand.

Die wunderbaren Wolfsbarsche aus der Ribarnja in Hvar gaben zusammen mit Petersilienkartoffeln und Salat wieder eine unübertreffliche Abendspeise und irgendwie hatte danach auch keiner mehr Lust, den Stadtbummel anzutreten.

  

Montag, 19. Juni 2006

Zum ersten Mal wurde mir der Cappuccino ans Bett gebracht. Aber nur, weil ich um halb acht endlich aufstehen sollte, damit wir alle gemeinsam zum Sightseeing aufbrechen konnten. Die Crew hatte beschlossen, in der City zu frühstücken. Herr Seidler hatte sich zuvor so bemüht, leise den Niedergang hinauf ins Cockpit zu gelangen, trommelte dann aber vor lauter Hummeln im … mit den Fingern afrikanische Rhythmen auf mein Kabinendach, so dass ab sieben Uhr an Schlafen nicht mehr zu denken war.

Dann spazierten wir eine Viertelstunde über den Hügel und erreichten das Nordtor des Diokletianpalastes. Die Altstadt beeindruckte uns sehr, ebenso der riesige Markt. Wir verloren uns und fanden uns wieder. Am Fischmarkt konnte ich wieder einmal nicht umhin, ein Kilo kleine Sardinen zu erstehen, es fehlten dann noch Zitronen und Brot. Zurück an Bord stellte ich fest, dass Josef und ich sowieso Backschaft hatten. Prima, die Pesce fritti gibt’s zu Mittag. Heute war aber schon überhaupt kein Wind!!

Die Prinzessin bettete sich auf der Blondinenablage zurecht, die Rede ist vom Skipper.

Als wir zwischen Ciovo und den westlich vorgelagerten Inseln auf 4 Meter Wasser passierten, musste unser so genannter Anker wieder raus. Obwohl auf Sand gefallen, ließ er sich von unserer Rückwärtsfahrt überhaupt nicht beeindrucken, legte sich auf die Backe und ließ sich schleifen. Zum Baden und für die Mittagssiesta gänzlich ohne Wind sollte es mir egal sein, aber das Vertrauen in das Buggeschirr ist auf unter Null gesunken. Wer war als erster per Kopfsprung im Wasser?

Gerhild meldete an, dass sie zu den Fischleins gerne noch ein Töpfchen Gemüse hätte und bekam prompt ihren Wunsch erfüllt. Wer sagt, was er will, erhöht die Wahrscheinlichkeit enorm, das Gewünschte auch zu kriegen.

Beim Umrunden der Westhuk von Ciovo saß ich gerade am GPS und sah unseren Joghurtbecher sich gefährlich der dunkelgrauen Zone, sprich Land zu nähern. Ich hatte ich wie zufällig den Kopf aus dem Niedergang gesteckt und einen Rundblick getan. Max saß zufrieden am Steuer und lehnte entspannt am Heckkorb.

Die ARABESKE schien anschließend trotz einer angezeigten Tiefe von 28 m direkt über Land zu fahren. Auf der Seekarte steht nur vermerkt, dass die GPS-Positionen um 0,29 min ostwärts zu verlegen seien, aber nichts von einer nördlichen Abweichung. Eine punktgenaue Landung in stockdunkler Nacht werden wir uns also verkneifen.

Schmetterlingslike ließen wir uns nach Trogir blasen und fanden den Stadtkai noch ziemlich leer vor. Josef legte steuerbord längsseits butterweich an und schon kam uns wieder einer anmeckern. 50 € her, aber sofort. Warum die betshirteten Männchen immer so grimmig schauen müssen. Als ob wir Segler eine lästige Plage wären. Was denn der Preis für drei Stunden wäre, wollten wir wissen, weil für den Abend eine Ankerbucht geplant war. „Gleicher Preis!“, bellte der Hafenmann. Zaghaft, wie ich bin, fragte ich, ob wir uns zehn Minuten beraten dürften, was raunzend verneint wurde. Ob denn zwei Minuten gestattet seien. „Ausnahmsweise, ich warte hier!“. So ein Widerling!

Meine Crew entschloss sich für’s Dableiben und gegen den Verzicht auf die schöne Stadt und ich bastelte meine Achterspring wieder durch den Ring, die ich schon angefangen hatte, weg zu nehmen.

320 Kuna berappten wir dann, aber das sind doch keine 50 €! Gauner allesamt!



Unser Vorderlieger lud mich auf einen Veltliner ein. Da musste ich glatt annehmen und ein Stündchen mit 5 österreichischen Mannsbildern ratschen. Der sechste Mann war eine Frau, die nicht einmal den Mund auftat, geschweige denn denselben verzog. Ja, Urlaub muss schon scheußlich sein.

Ich erzählte ein bisschen von meinen lustigen und schaurigen Erlebnissen in der christlichen Seefahrt, bis drei von den Buben meinten, sie würden vielleicht lieber bei mir mitfahren. Das traf natürlich wieder den Skipper hart, der sich zur Beruhigung die siebte Zigarette ansteckte. Sechs Kippen hatte er in meinem Beisein schon ins Hafenwasser befördert. Was musste ich mich zusammen nehmen, um die Leute nicht zu moralisieren. Auf meinem Kahn raucht Gott sei Dank keiner, aber ist ein Raucher dabei, kommt nicht eine halbe Kippe über Bord! Mit ihrem Rauch hatten sie mich dann auch wieder schnell von ihrem Dampfer vertrieben. Da legte ich mich lieber in die Hängematte.

Abends war Ausgehen angesagt. In einem Gartenlokal mit Livemusik (Paseki am Stadtkanal) blieben wir pappen und Josef legte mit mir als Aperitif sozusagen eine flotte Sohle auf den Steinboden. Die Musik verkam langsam zum Gedudel und das Essen haute uns alle nicht vom Stuhl, so dass wir beschlossen, am nächsten Tag wieder selbst zu kochen.

 

Dienstag, 20. Juni 2006

Gerhild hatte in der Nacht eine fremde Person auf unserer Saloncouch schlafend gefunden, hatte sich langsam genähert und Ute identifiziert, die vor einem Schnarcher Reißaus genommen hatte. Ob es einer der österreichischen Männer auf unserm Vorderlieger oder ihr eigener Mann war, ließ sich nicht ergründen.

Herbert hielt sich morgens sooo zurück, aber dafür klingelten mich die Kirchenglocken von Trogir aus dem Schlaf. Max bändselte mit Schnürl, die er von einer Telekomtragetasche abgeschnitten hatte, eine Patentöffungshilfe für unser Heckgartentürl. Mit einem Zug ließen sich ab nun beide Schnappschäkel der Heckreling aufziehen. Genial!

A prospos Schnürl: meine gesammelten Bändsel, die am ersten Tag ordentlich am Niedergang bereit hingen, waren fast allesamt im Einsatz. Eines als Aufholhilfe für die Badeleiter, eines als Fenderaufbewahrungsleine, eine dünne Leine diente dazu, die Herdabdeckung am Niedersausen zu hindern. Ein weiteres Schnürl hielt einen großen Rosmarinzweig am Handlauf, über der Spüle musste die Küchenrolle aufgebunden werden und die Blumenvase hing schließlich variabel hoch unter dem Bimini.

Nach dem Frühstück schwärmte alles aus und als Gerhild ihr Gulaschfleisch für abends besorgt und Max noch Bier geholt hatte, der Skipper in einem Internetshop in einer Parallelstraße zum Kai seine mails gesichtete hatte, ging es weiter Richtung Westen zu irgendeiner Badebucht, die wir ja für mittags brauchten, nicht wahr. Mein Gottele, geht’s uns schlecht;)

Beim Ablegen stritten Josef und ich wie die Kinder, wer die Leinen aufschießen durfte, veranstalteten einen Tauziehwettbewerb und hatten die größte Gaudi.

Bis 1300 nahm der West auf untere 6 Bft. zu und Ute fuhr mehrere Wenden zwischen Drvenik Mali und diversen Felskrümpeln, die bedrohlich aus der Adria lugten. Mit zunehmender Wendenzahl machte es ihr immer mehr Spaß, die Männer an den Genuawinschen herum zu lassen. Herbert animierte sie dann zum Anluven, ich bot ihr an, doch lieber abzufallen, damit die „Handbremse“ aus dem Schiff kommt und als sie das Gefühl spürte, wie es ist, wenn so ein Segler zu ziehen anfängt, rasten wir mit über 6 Knoten SOG (speed over ground) dahin. „Ja, kann man denn bei so einem starken Wind auch beidrehen?“, fragte Ute. Na klar! „Dann fahr ich das jetzt“, meinte sie, steuerte den Bug durch den Wind, befahl, die Großschot auf zu machen, drehte das Rad nach Luv, setzte es fest und strahlte. Das Schiff lag ruhig, mein Lieblingsmanöver zum Mittagessen, aber unsere Würstl mit Senf und Brot nahmen wir trotzdem bei NW 5 und 7 Knoten Fahrt ein.

Der Skipper persönlich hatte seine Kappe nicht festgebunden. Mitten in der schönsten Rauschefahrt machte sich das dumme Ding einfach über Bord. Geschrei! Wende, beidrehen, Josef den Bootshaken! Unser Josef hatte es sich auf der Blondinenablage, die zur Bubenablage verkommen war, gemütlich gemacht und geschlafen, brauchte 3 Sekunden, band flugs den Bootshaken los und fischte mein Käppi aus dem Wasser, auf das wir uns in beigedrehtem Zustand zu treiben hatten lassen.



Ein schöneres Übungsmanöver als dieser „KOB“ (Käppi over board) hätte mir gar nicht einfallen können. Vor allem hätte mich die Crew, wie schon auf einem anderen Törn geschehen, als Käptn Bligh beschimpft. Und das Beidrehen war gleich noch einmal zur Geltung gekommen. Aus der Mittagsbucht wurde nichts, weil der Wind viel zu schön war, um ihn nicht aus zu nutzen

Herbert übernahm dann das Ruder und sang Josef leise vor sich hin: „Herbert, nimm die Handbrems raus!“. Als wir dann vor Rogoznica standen, hatten wir durch die Kreuzerei für 12 sm 6,5 Stunden gebraucht. Aber schee wars.

In der Bucht lagen Fischernetze mit gelben Fußbällen als Bojen, kroatische WM-Fans?

In die Marina wollten wir nicht, am Stadthafen war es laut und so hängten wir uns an eine der ausgelegten Bojen. Als erster im Wasser war? Ja, der Herbert. Seine Ute kam gleich nach, diesmal sogar ohne Hallebadkapp. Nach 2 Stunden erschien ein Schlauchboot mit zwei Menschen drin, die von uns mit sehr forschem, weil unsicherem Gehabe aufforderten, 20 € über die Bordwand zu reichen.

Ich sagte einfach „nein, wir gehen dann ankern“, womit ich die Dame sehr gegen mich aufbrachte. Wir lägen schließlich schon seit 2 Stunden da, blaffte sie mich an und wir könnten dafür auch das Marinaklo benutzen. Ein wiederholtes „nein“ erboste sie so stark, dass ihr ein lautes „Scheiß Deutsche“ entfleuchte.

Wir machten von der Boje los, tuckerten in die Bucht neben an und weil viele andere Yachten trotz eines groß gemalten Ankerverbots dort lagen, wagten auch wir einen Versuch.

Beim zweiten Mal griff der Eisenhaken, hielt die Rückwärtsfahrt mit 1800 U/min aus (ein Wunder?) und bald gab es das Rindergulasch mit Semmelknödel. Er: „tres bon“ – sie: “indeed!“

 

Mittwoch, 21. Juni 2006

Schwimmen, Frühstück, Anker auf.

Anker auf!! Der wollte die letzten Meter nicht mehr zu uns aufs Schiff. Welche wundersame Macht hielt ihn denn mit solcher Kraft? Die Winsch ächzte und hievte das gute Stück doch so weit nach oben, dass wir bei ca. 6 Metern sehen konnten, dass eine dicke Leine oder so was quer darüber hing.

Ah, das Ankerverbot hatte schon durchaus seinen Sinn! Wir hatten sicher und durch keine Bora zu erschüttern an einem Stromkabel hängend die Nacht verbracht.

Erst versuchte ich, mit ganzer Kette draußen, in die andere Richtung zu fahren und den Haken entgegengesetzt heraus zu ziehen. Er hielt bombig!

Du Maax! Ein bisschen Luft war in seiner Taucherflasche ja noch drin! Max band sich mit einem Schnürl die Flasche auf den Buckel und als wir mit letzter Kraft der Ankerwinsch das Kabel wieder auf 7 Meter hinauf gezerrt hatten, schaute er sich in der Tiefe um. Unser Taucher wollte das Stromkabel ein paar Sekunden halten und wir sollten blitzschnell die Kette sausen lassen.

Der erste Versuch ging in die Hosen, weil Max unter Wasser das dicke, gespannte Ding nicht lange genug halten konnte, bis wir oben telepatisch den richtigen Augenblick fürs Ketterasseln abpassen konnten.

Da kam mir die Idee mit der Leine. Ein Ende zweier an einander geknoteter Festmacher sollte Max unter dem Kabel durchführen, das wir anschließend an der Klampe belegten. Nun konnten wir Kette geben, unseren tollpatschigen Anker aus der Gefangenschaft befreien und dann dem Stromkabel seine ewige Ruhe zurückgeben.

So ein Abenteuer am frühen Morgen. Während unserer vergnügten Aktion segelte ein mittelalterlicher, nackter Mann auf seinem kleinen Bötle vorbei, gab gute Rat­schläge, wies uns zuvorkommend auf das groß gemalte Ankerverbot hin und stand zu guter letzt auf, vielleicht damit wir sein Geläut bewundern konnten. Typen gibt’s.

Mit 0,3 Knoten trödelten wir aus der Bucht von Rogoznica hinaus, steigerten uns auf 0,8, um dann auf den gänzlichen Nullpunkt zurück zu fallen. Da endlich gaben wir nach und spendierten zum Windsuchen drei Tröpfchen Diesel. Gemächlich trieb Primosten auf uns zu.

Vor dem Hafen angelten wir uns wieder eine Boje und zack, waren alle weg im Wasser oder Beiboot Richtung Strand von Primosten. Der arme, zurück gelassene Skipper tröstete sich mit seinem Krimi, einer Weinschorle mit viiel Wasser und Brahms Klavierkonzert Nr. 1.

Pünktlich war meine Crew wieder zurück, im Dinghi die Einkäufe transportierend. 1300 Boje los und Wäsche rauf. Wieder kreiselte die ARABESKE mit 0,2 Knoten aus der Bucht hinaus in die weite Welt, aber das war zum Verkosten des griechischen Salats und überbackener Mettwurstbrote gerade recht. Bei zuviel Lage kippen ja sonst die Bierdosen vom Cockpittisch!

Dann wieder schönes Segeln mit leichter Brise und gegen 1530 schönes Batterieladen mit keiner Brise.

Gerhild hatte sich so eine wirklich schöne Bucht gewünscht! Heute sollte sie sie bekommen an der Südspitze von Zirje.

Vor der roten Untiefentonne spielten Delphine und als wir sahen, dass in der Uvala …. Veli schon so viele Stangerl waren, kam Plan B zum Einsatz und wir schwenkten gleich nach rechts in die mali ein. Dort lag ganz hinten ein Kat mit schon wieder Österreichern in blauen Crew-T-Shirts drauf und ein schöner Holz-Zweimaster, dessen Skipper uns gleich zeigte, wo sein Anker lag. Bei unserer Bucht-Erkundungstour schnauzte uns der dicke Katamaranskipper an, ob wir nicht noch ein bisschen näher kommen wollten. Polako! Auf deutsch „langsam“ - Zauberwort gegen Hektiker. Wider Erwarten grub sich unser Eisen aufs erste Mal in den Sand ein, hielt unserem Motor stand und mit zwei zusammen gesteckten Leinen an einem Felsen fest gemacht, lagen wir guuut.

Der Holzketschskipper schwamm um uns rum und wir ratschten ein bisschen. Ob er denn schon viel gesegelt sei in dieser Woche, wollte ich wissen. Ja, 2 Stunden. Vor einem 4er brauche er nicht anzufangen und einen 5er mute er dem alten Schiff nicht zu.

Nach dem Badeprogramm und der Abendspeise stand eine Diashow mit viel Gelächter an.

 

Donnerstag, 22. Juni 2006

Nach dem morgendlichen Bad streikte die Heckdusche. Auf Wassertank 2 umschalten! Die Pumpe mühte sich redlich, konnte aber kein Wasser ziehen. Es gurgelte nur in den Leitungen. Nach einigen Versuchen mussten wir sie endgültig ausschalten, damit sie nicht heiß lief und wir sie am Ende kaputt machten. Also galt es, den Tank 1 wieder auf zu füllen und nur deswegen legten wir als Zwischenziel Vodice fest. Zwei von unserem Schiff hielten es für angenehmer, das Abendessen von gestern nicht erst durch die Abflussleitungen der Bordtoilette zu schicken und sparten dazu noch das Klopapier.

Gerhilds Tag: mit Max zusammen hatte sie Wache und lief aus der Bucht aus und an der Untiefentonne von gestern vorbei. Ein großes Tauchschiff kam entgegen, sie wollte nahe der Tonne durch, wo in der Karte eine Tiefe von 10 Metern erkennbar war und fing bei 7 Knoten Speed an zu schreien an: „3,7 Meter!“ Ich meinte, sie solle halt wenigstens den Gang herausnehmen J

Die Motorfahrt tat den Batterien ganz gut, weil unser Kühlschrank immer läuft und die Spannung der Servicebatterie auf 11,5 abgesunken war. Bei 1300 U/min machte der Volvo Penta 6 Knoten! Ute entdeckte auf wiederholte Empfehlungen hin die Blondinenablage für sich.

In Vodice wollte sich Gerhild schon vom Steuer drücken, aber sie hatte keine Chance und legte mit unser aller tatkräftiger Unterstützung an der Tankstelle an. 80 Liter füllten wir ein, was viel Sprit ist, aber bei meistens keinem Wind – was willste machen? Für 5 Kuna durften 150 Liter Wasser gezapft werden und siehe da, als das System wieder gefüllt war, dauerte es noch eine kleine Weile bis auch aus Tank 2 das Nass floss. Problem gelöst.

Gerhild legte ohne großes Widerstreben rückwärts ab und jetzt absolut freiwillig längsseits am Stadtkai wieder an! Langsam machte es ihr nämlich Spaß, uns herum zu kommandieren. Noch bevor eine Spring gelegt werden konnte, stand der Junge mit der Geldbörse da. Für unsere geplante Stunde Landgang verlangte er 30 Kuna. 12 Uhr 09 notierte er auf seinem Zettel!



Vodice
war das Anlegen nicht wert. Ausschließlich Touristenshops und Restaurants. Weil wir einstimmig fanden, dass unsere Dehydration schon weit fortgeschritten war, lud ich alle auf ein Karlovacko Pivo ein. Am Schiff waren wir um 13 Uhr 30. Der aufdringliche Bub mit dem Geldsack forderte für die 20 Minuten Verspätung noch mal 20 Kuna.

Der Wetteraushang an der Marina hatte keine Warnungen außer „stellenweise der Nebel möglich“ verkündet, so dass für die Nacht eine Bucht angepeilt wurde an der Westseite von Pasman. Mit Konoba. Josef spielte Alzheimer und sagte: „So merk ich’s mir: Pasman, Ankern, Konoba“.

Rasmus ließ sich zu einem SW 3-4 herab und Gerhild kreuzte dagegen an. Die Lust stand ihr ins Gesicht geschrieben. Die Sonnenbank war wieder besetzt und ich wollte in meine Hängematte. Weil die Genua ja gesetzt war, musste ich mir ein anderes Fleckerl auf diesem Dampfer einfallen lassen. Am Mast und am Baumnock hängte ich die Schlaufen ein und ließ mich auf der Leeseite der Großschot herum schütteln. Gerhild: „Wende!“ Oh Mist, danach würde es mich dauernd gegen die Talje hauen. Mit heraus hängendem Bein konnte ich mich immer wieder abstoßen und trotzdem meinen Brunetti weiter lesen. Gott sei Dank rang sie sich zu einer weiteren Wende durch und so konnte ich wieder schön baumeln. Das Plätschern, das an mein Ohr drang, wurde immer lauter, so dass ich ein Auge riskierte. Murters Felsenküste zog in 60 Metern Entfernung an mir vorbei. Max stand mittlerweile am Rohr, sah meinen besorgten Blick und beruhigte mich: „13,5!“ Die Inselhuk war bald erreicht und danach schmökerte ich entspannt weiter.

Griechischer Salat. Der Tageswind hielt nicht lange und bald suchten wir nach Ausweichbuchten. Bei 3 Knoten Fahrt und noch 2 Stunden Segelverlangen lag Vrgada auf dem Weg. Eine Boje vor der roten Wand an der Nordostspitze war noch frei und weil die Konoba noch nicht abgeschrieben war, fischten wir die rote Kugel auch, weil es in den Ort mit dem Beiboot kürzer war als von der Nordbucht aus.

Noch an der Reling angeschraubt, probierte Herbert den Aussenborder. „Aus!!“ schrie ich, als derselbe nach dreimaligem Zerren am Anlasser ansprang. „Nu jo, ich hab doch nur mal probiert!“. Er verstand meine Aufregung überhaupt nicht. Und schon war er mit einem Hechtsprung im Wasser. Dummerweise hatte er vergessen, den Benzinhahn und den Choke zu schließen. Als wir den Flautenschieber dann auf dem Dinghi hatten, sprang er natürlich nicht mehr an.

Die Seidlerischen Köpfe schwammen davon, einer mit der Hallebadkapp, einer ohne. Der Rest trank den Anlegerschluck aus, als ein vorbeirauschendes Motorboot eine derartige Welle stehen ließ, die schnurstracks auf unser Heck zulief und Beiboot samt Aussenborder zu einer halben Eskimorolle brachte. Leider nur zu einer halben. Kopfüber blieben beide liegen. Glas weg, aufgesprungen und das Gummiding wieder umgedreht! Josef war optimistisch: „na, vielleicht springt er ja jetzt an“, versucht’s und – knatter knatter, das dumme Motörle lief. Voller Freude stürzten sich Max und ich splitterfaser ins Boot um eine Runde zu drehen und die Zündkerze durch zu blasen. Fünf Minuten Richtung Ufer lief es prächtig. Dann erspähte ich die Seidler’schen Köpfe und schob den Gashebel langsam zurück. Plup, weg. Von jeder denkwürdigen Sekunde an schaffte es keiner mehr, dem Tomos Leben ein zu hauchen.

Wir paddelten eben zurück. An die Konoba war kein Denken mehr, weil zwei Fuhren per Riemen hinüber und nach dem Essen zwei Fuhren wieder zurück!? Ach !

Lange Gesichter! Was haben wir noch? Spaghetti, eine Aubergine, zwei Zucchini, eine Dose Kokosmilch und Tomaten. Der Skipper beschloss, zu kochen. Nur zwei Zwiebeln gingen ab. Nachdem sich niemand bereit erklärte, zu den anderen Bojenliegern zu paddeln und Bier gegen Zwiebeln zu tauschen, musste er auch das noch höchst persönlich tun.

Mit einer Dose Karlovacko begab ich mich zu einem Nachbarn mit bayrischer Riesenflagge an der Saling und sagte mein Sprücherl. Die Dame grinste, holte ihre letzte Zwiebel und nahm meinen halben Liter Bier dafür (schlechter Tausch).

Es wurde wieder mal ein lustiger Abend. Das Pennyweißbier aus der Plastikflasche wollte sich nicht so recht entfalten in den unkaputtbaren Gläsern, wir halfen mit dem Milchschäumer nach. Es gab Schwämme für den Alkohol (Kekse) und Stangensterne (Ankerlichter), Ute staunte: „Oh, der Stern wackelt“ und Herbert summte beim Zubettgehen das Bordlied vor sich her. Max: „das hat der jetzt schon im Kleinhirn“

 

 

Freitag, 23. Juni 2006

Heute mochte uns Äolus überhaupt nicht. Wir ließen uns nach Biograd treiben und legten an der Außenmole an. Das Lot zeigte 1,6 Meter. Ich hatte es ja nach gemessen und wusste von einem halben Meter Luft. Also hatten wir noch eine Handbreit Wasser unterm Kiel. Ich beschloss trotzdem, mir einen Beständig zuzulegen, das einschlägige, ausführliche Hafenhandbuch für Kroatien. Eineinhalb Stunden Auslauf. Biograd fand ich schön, bis auf die Riesenmarina. An der Glasscheibe der Rezeption las ich wieder von möglichem Nebel und keinem Wind aus allen Richtungen.

 

Gerhild brachte mir eine Ananas mit. Bussi. Aber Maax hatte sie gesehen und an mich gedacht. Bussi. Seit 10 Tagen redete ich nämlich von einer saftigen solchen. Als wir nachmittags wieder dümpelten und Ananas schleckten, fühlte sich Herbert am Steuer so sauwohl, dass er seine Ute „Frau Seidlerchen“ nannte. Sie dagegen hatte von Gerhild den schönen Spruch gelernt: „morgen erwürg ich ihn!“ und alle miteinander verwendeten mit wachsender Begeisterung mein Wort für hektische Angelegenheiten (polako). Auf dieser Reise wurde wieder einmal überdurchschnittlich viel gelacht.

Gerhild hatte sich zur Ruh gelegt und ließ sich nach Norden schaukeln. Auf einmal hörte ich sie von unten singen: „transpiri transpira“, tänzelte mit dem jodelnden Ferdinand in der Hand den Niedergang herauf in den dreier Wind und bettete sich auf der B-Ablage.

Ute am Steuer zog dann die Stirn in Falten, weil der Wind sooo nachließ. Ich erinnerte sie an ihr Lieblingsmanöver und es dauerte nur einen winzigen Moment, bis sich ihre Augenbrauen hoben und die Dame Seidler sprach: „also Beidrehen, Großschot los!“ Badefender raus und hinein in die Fluten.

Nach Kuklica gegenüber Sukosan wollten wir zum Abschlussessen und rasten mit 2,5 Knoten darauf zu. Die Parkplatzsuche gestaltete sich nicht so einfach, weil an den Stegen nur hin und wieder eine Muring fand. Ute musste drei Anläufe nehmen und als endlich ein nicht reservierter Platz mit Leine gefunden war, lief ein großer Fischdampfer auf uns zu. Polako, raunte ich ihr zu und schwups, standen wir am Steg. Zwei Stunden gestand uns der radelnde Hafenmensch gratis zu.

Anlegerschluck, Dorfrunde, Rosmarinpflücken für Gerhild und ein wirklich köstliches Mahl in einer Konoba am Hafen neben dem Touristbiro. Muscheln in herrlicher Knoblauchsauce, Grillteller, Fisch vom Rost. Und die feierliche Ausstellung und Überreichung der Seemeilenbestätigungen.

Als es schön dunkel war, legten wir ab und blickten verwirrt auf ganz viele Lichter am Festland. Neonreklame, Autoscheinwerfer, Straßenbeleuchtung. Wo war denn unser Leuchtfeuer, das wir brauchten? Alle fünf Sekunden weiß, da war es! Herbert drehte am Ruder hin und her und fuhr Kringel in den Pasmanskikanal. „Mach doch einfach einmal nichts, Herbert“, sagte ich. „Ja, schon gut.“

Kurz bevor wir den riesigen Turm rammen konnten, übernahm ich das Steuer und zielte auf die Hafeneinfahrt zu. Der letzte Anleger eines Törns gehört mir.

An unzähligen Yachten vorbei (schon nachmittags um vier waren so viele Stangerl in der Marina von weitem zu sehen, dass sich der Verdacht aufdrängt, die Schifferl waren gar nicht unterwegs) tuckerten wir bis zum Steg 9 und legten sauber an. 2200.

 

Samstag, 24. Juni 2006

Wenn ich einmal um 8 schon fertig bin, ist von den Charterleuten keiner da! Als uns das erste Mal an diesem Tag die Brühe in Strömen lief, kam um 0830 der Taucher, flutschte ins Wasser und kam mit nach oben gestrecktem Daumen neben uns wieder hoch. Na klar, was dachte der denn?



Die Übergabe war problemlos. Ich monierte den Außenborder, sie versuchten, ihn zu starten und konnten es auch nicht. Ätsch. Ich hätte anrufen sollen, dann hätten sie mir einen anderen gebracht. Soo.

Alles in Butter, Kaution her.

9 Stunden Heimfahrt für mich, Josef stieg in Villach aus, die Nürnberger hatten noch etwas länger und Seidlers blieben mit dem Wohnmobil noch eine Woche in Kroatien.

 

Schad, dass aus is.

 

Anhang:

Bordlied

Prost, prost prösterchen, im Bier sind Kalorien,

Prost, prost prösterchen, im Schnaps ist Medizin,

Prost, prost prösterchen, im Wein ist Sonnenschein,

Prost, prost prösterchen, hinein, hinein, hinein.

Erweiterung:

Prost, prost prösterchen, im Wasser is nix drihn,

Prost, prost prösterchen, im Saft sind Vitamin,